Fast zwei Monate unternahm keine Fototouren mehr, fasste die Kamera nicht an und legte meine Fotografie auf Eis. Es gab zwei Versuche fotografisch wieder tätig zu werden, diese waren aber von keinem Erfolg gekrönt. Es machte keinen Spaß und es fühlte sich noch nicht richtig an.
Was die Kreativität aber auch mentales Wohlbefinden anging, war das letzte Halbjahr besonders herausfordernd. Ich verlor das Interesse an fast allem und alles fühlte sich mühsam an und erforderte eine extreme Überwindung. Ich hatte keine Lust mehr zu fotografieren oder Videos zu machen.
Ich brauchte eine Auszeit! Um neue Energie zu tanken und die Freude an der Fotografie wieder zu finden. Nach meiner Slowenientour Ende Juni geschah nichts nennenswertes mehr und Anfang Juli entschied ich, alles mal für eine zeitlang auf Eis zu legen. Es waren die Motive, die Locations, alles fühlte sich abgetragen und gleich an. Gefühlt immer wieder das Selbe.
Aber das Feuer ging nie ganz aus, es kribbelte, mein Puls und Nervosität stiegen wenn traumhaftes Licht herrschte und an diesem Tag zog ich wieder los um eine Fototour in Angriff zu nehmen.
In Hohentauern liegen die Scheibelseen, wundervolle idyllische Seen die mit dem Auto über eine Mautstraße leicht zu erreichen sind. Das sah man auch an dem Besucherandrang. Mlt meiner Freindin und ihrem Hund Georgie, ging es auf den Berg Hauseck. Eine anstrengende aber gut machbare Tour und doe Aussicht ist einfach herrlich. Da oben beim Gipfelkreuz fasste ich den Entschluss einen Sonnenaufgang zu fotografieren. Zwei Tage später fand ich mich im Dunklen beim Aufstieg zum Hauseck.
Leider hatte ich nicht als Einziger diese Idee. Geplant hätte ich den Gipfel, aber da fanden sich schon drei Damen ein und deswegen blieb ich zirka 100 Meter weiter unten um die Soziale Interaktion zu vermeiden. An diesem Morgen suchte ich nicht nur herrliche Motive, ich suchte auch nach Ruhe und die Entscheidung mich den Dreien nicht anzuschliessen, erwies sich als vollkommen richtig. Am Gipfel gibt es nicht wirklich etwas, dass man als Vordergrund verwenden könnte, es ist eine große Fläche mit fast keinem Bewuchs irgendeiner Art. Aber da unten, wo ich mich entschied den Sonnenaufgang zu erleben, hatte ich Felsen und Latschen mit denen man arbeiten konnte. Sie kreierten einen wundervollen Vordergrund dass das sanfte und warme Licht der Sonne auf fantastische Weise einfing.
Solange ich auf dem Weitwinkel Objektiv unterwegs war, verzichtete ich auf einen Polfilter. Der Grund ist, dass bei Weitwinkelobjektiven ein dunkler Fleck entsteht. Polfilter haben einen Aktionsradius von 90 Grad, Weitwinkelobjektive haben aber weitaus mehr, sprich, das Licht kommt aus einem Winkel der größer ist als 90 Grad und umgeht den Polarisationseffekt des Filters. Der dunkle Fleck ist der Teil, wo der Polarisationseffekt noch wirkt. Um dieses zu vermeiden entschied ich mich an diesem Morgen komplet auf den Polfilter zu verzichten. Es gäbe eine Lösung und zwar, man dreht den Polfilter immer ein Stück weiter, dass der dunkle Fleck über das Bild wandert und macht jedes Mal eine Aufnahme. Diese fügt man dann in Photoshop zusammen und erhält ein Bild, das vom Polarisationseffekt vollständig abgedeckt ist. Oder, so wie ich, man verzichtet ganz einfach darauf und erspart sich die Arbeit am Computer.
Als die Sonne höher stand, konzentrierte ich mich auf die Bergsilhouetten, die im Gegenlicht wie Geisterberge aussahen. Ich wählte meine Bildausschnitte sehr genau um die Ebenen, die die einzelnen Gebirgsketten kreierten, nicht zu zerstören in dem sich Linien gegenseitig abschnitten. Ganz vermeiden lässt sich das nie, da man die Höhe der Kamera nur schlecht ändern kann. Aber man kann mit der Kamera so lange herumwandern, bis man einen Bildausschnitt gefunden hat, dass die Ebenen in einer fast perfekten Art und Weise repräsentiert. Solche Bilder finde ich einfach herrlich, sie wirken sehr grafisch durch die Ebenen und Linien und durch das Gegenlicht versprühen sie etwas mystisches und episches. Herrscht in der Luft vielleicht auch etwas Nebel oder Dunst, bricht sich das Sonnenlicht darin und man erhält wunderschöne Lichtstrahlen. An diesem Morgen leider nur wage angedeutet.
Nach diesen entspannten und ruhigen ‚Start in den Tag, machte ich mich wieder auf den Weg nach unten um auf der Edelrautehütte zu frühstücken. Kaffe war schon mehr als nötig! Nach dem Frühstück erkundete ich noch den großen und den kleinen Scheibelsee. Aufgrund der schon sehr hoch stehenden Sonne und den wolkenlosen blauen Himmel, erwartete ich keine großartigen Bilder aber ich konnte doch noch das ein oder andere gute Bild mit nachhause nehmen.
Neben den Sonnenaufgangsbildern sind meine weiteren Favoriten die Bilder, die ich von der spiegelnden Wasseroberfläche einfing. Die Sonne hatte den richtigen Winkel under etwas stärkere Wellengang kreierte auf der Wasseroberfläche Berge und Täler wenn man so will. Im Tal der Welle war das Wasser dunkel und auf der Spitze der Welle spiegelte sich die Umgebung. Es sah aus wie Lava und um dieses Muster richtig einzufangen, benötigte ich schnelle Belichtungszeiten. Ich benutzte ISO Werte von über 1000 um Belichtungszeiten von 1/500 bis 1/1000 zu bekommen. Um ein Muster Formatfüllend auf den Sensor zu bekommen, sodass es als Muster funktioniert, gibt es nur eine Methode, Dauerfeuer. Ich machte mehrere Bilder hintereinander um verschiedene Versionen zu erhalten. Zuhause pickte ich mir dann die besten Bilder heraus. Bevor ich den Auslöser betätigte, beobachtete ich immer wie das Verhältnis von dunkel und hell im Bildausschnitt aussah und wenn sich wieder eine interessante ausgewogene Welle nahte, betätigte ich den Auslöser mehrere Male in Folge.
Als das Licht aber dann zu stark wurde, beschränkte ich mich nurmehr auf das Erkunden der Umgebung. Ich fand einige charaktervolle Bäume zu denen ich bestimmt unter optimaleren Bedingungen zurückkehren werde.