Es ist diese Zeit im Jahr, wo ich mir immer wieder schwer tue, auf Fototour zu gehen und Motive zu finden. Speziell der Monat November hat hier etwas sehr melancholisches was die Landschaft angeht. Die Bäume sind kahl und langweilig, die Landschaft erscheint braun und brach. Für einen Naturfotografen wie mich schwierig, hier Motivation und Inspiration zu finden. Es ist nicht gerade so, dass es überhaupt nichts zu fotografieren gibt, es wird nur schwieriger. Vielleicht ist man etwas ausgebrannt, gerade nach dem Herbst, der für uns ja regelrecht stressig sein kann, wenn man den Herbstfarben hinterher jagt. Vielleicht ist man müde vom ganzen Jahr, immer wieder rauszugehen, zu glauben, raus gehen zu müssen. Vielleicht sagt einem die Seele, mach mal eine Pause.
Bislang ignorierte ich diese innere Stimme, die mich ab und zu dazu auffordert, eine Pause einzulegen, mal etwas zurück zu schalten und sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Es ist nun schon über zwei Monate her, dass ich mit der Kamera unterwegs war und soll ich dir was verraten, ich bin absolut nicht unglücklich darüber. Ja, ich würde gerne wieder losziehen, wieder was fotografieren und ein Abenteuer erleben, aber das Wetter unterstützt mich in meiner Absicht eine Pause einzulegen und beschert mir, zu Zeiten wo ich fotografieren könnte, mit einem absolut Unmotivierten Wetter.
Nachdem ich das letzte Mal Anfang November unterwegs war um die Reste des Herbstes einzufangen und ein Video zu machen, beschloss ich, eine Art Weihnachtsruhe einzulegen. Ich wollte mir einmal vor Weihnachten keinen Stress machen obwohl, so ganz hat es nicht geklappt. Privat standen einige Dinge an, die mitunter ebenfalls einen Grund darstellten, die Fotografie hinten anzustellen. Wie zum Beispiel die Renovation meines letzten Raumes. Just an diesem Wochenende, wo ich gerade damit beschäftigt war den Boden zu legen, war der herrlichste Wintertag. Schnee, Sonne und der Wald erstrahlte in einem traumhaften Winterkleid. Aber ich musste an diesem Wochenende unbedingt den Boden fertig machen.
Ich bin nicht allein
Es war schon witzig zu sehen und zu lesen, dass ich nicht der Einzige war mit solchen Gedanken. Felix Wesch sprach in einem Video darüber, dass im die Fotografie nicht mehr interessiere, dass das Wetter absolut keine Motivation gab, mit der Kamera loszuziehen und das er wohl eine Pause einlegt und darüber nachdachte, nicht mehr so regelmäßig auf Youtube hochzuladen. Er hatte das Gefühl, dass er sich ständig wiederholte. Das selbe Gefühl hatte ich auch. Nicht nur, dass man sich in einem Video wiederholte, sondern irgendwie immer das selbe fotografierte.
Thomas Schwerdt, ein anderer Fotograf ebenfalls auf YouTube unterwegs, kündigte ebenfalls an, eine Pause einzulegen und zwar auf unbestimmte Zeit. Nick Page postete auf YouTube, dass er momentan keine Lust hat, Videos zu produzieren da er ebenfalls das Gefühl hat, immer dass selbe zu machen und er auf das Algorithmus Spiel von Youtube keine Lust mehr hat. In einem Newsletter kündigte ebenfalls Thomas Heaton an, eine kleine Pause einzulegen, obwohl, er machte wirklich nur eine sehr kurze Pause.
Das getriebene Leben
Was mich in letzter Zeit auch etwas nachdenklich und müde machte, war dieses ständige “sich bemühen“ überall präsent sein zu müssen. Regelmäßig Videos auf YouTube hochzuladen, dass YouTube dich nicht vergisst und dich zurückstuft, Blogartikel zu schreiben damit Google dich nicht vergisst. Permanent sich Titel für Video und Blogartikel zu überlegen die gut ankommen und oft angeklickt werden, das eigene Gewissen besänftigen und regelmäßig auf Fototour zu gehen. Lass ich einmal ein Wochenende aus, wo ich nicht mit der Kamera unterwegs bin, bekomme ich schon ein schlechtes Gewissen. Ich frag mich immer, wie oft gehen die Profis raus? Profis wie David DuChemin, Stefan Hefele, Chris Burkard oder Art Wolfe.
Ich machte mir oft unter der Woche Stress um alles zu erledigen, von Video schneiden bis hin zu Blogartikel Ideen die ich unbedingt umsetzen wollte. Ich betreibe die Fotografie nicht nur mehr als reines Hobby, ich gebe Workshops, verkaufe Ebooks, Fine Art Prints, YouTube und natürlich auch meine Webseite, durch Affiliate Links, trägt zum Umsatz bei. Wieviel ist genug? Wieviel ist zu wenig? Wie sehr sollte man sich stressen und wie lange kann man sich für eine Idee Zeit lassen? Ich arbeite gerade an einem neuen Buch, ich sitze bereits seit über drei Monaten an diesem neuen Ratgeber für Naturfotografen und ich habe das Gefühl, noch nicht weit gekommen zu sein, beziehungsweise glaube ich, dass ich nicht genug oder zu wenig hart daran arbeite. Ich hätte es am liebsten schon vor einem Monat herausgebracht. Aber warum eigentlich? Aus Angst einer könnte mir zu vor kommen? Nein, solche Bücher gibt es und wird es immer wieder geben. Aber meines ist besser (Zwinker Zwinker). Es ist nicht wirklich ein äußerlicher Druck, der mich hier so antreibt, alles unter einem Hut zu bringen und das am besten schon gestern, nein, es kommt von innen. Ich selber mache mir diesen Druck, den Glauben, ich habe nicht für alles Zeit und es im Prinzip schon zu spät dafür sei. Diesem Hamsterrad zu entrinnen, ist nicht leicht. Aber ich habs gewagt.
Ich mach eine Pause
Ein Fotograf bestätigte mich und gab mir quasi die Erlaubnis, eine Pause einzulegen. Ich glaube es war der australische Landschaftsfotograf Brett Wood der in einem Podcast erwähnte, dass er die Kamera jeden Dezember beiseite lege und nicht mehr an Fotografie denkt. Diese Pause kann zwei oder auch mehrere Monate dauern bis seine Workshops wieder beginnen. Dies war ein Denkanstoß und bestärkte mich in meiner Entscheidung, eine Pause einzulegen. Eine wohl überfällige und notwendige Pause, die jetzt nicht nur die Weihnachtszeit überdauert, sondern nun schon über zwei Monate anhält und ich momentan auch kein Ende sehe. Frustriert es mich, bereue ich es? Nein! Ich hab andere Dinge wiederentdeckt. Alte Hobbys hervorgekramt und die Leidenschaft neu entfacht. Hobbys die besser zu diesen tristen Wetter passen und mir einen Abstand zur Fotografie geben. Man beschäftigt sich mit anderen dingen, man lenkt das Gehirn bewusst weg von der Naturfotografie und läßt den kreativen Geist sich erholen.
Wann ich wieder mit der Kamera wieder auf eine Fototour gehe steht wohl noch in den Sternen die man durch die graue Wolkendecke sowieso nicht sehen kann. Die Zeit wird kommen und ich werde mit neuer Energie in das neue Fotojahr starten.
Hallo Jürgen
Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Gabe….. denn kein Klick und kein Like sind es wert! Energielos, müde und vom Algorithmus getrieben kann man keine tollen Videos produzieren. Denn wenn ich mir deinen Kanal die letzten Jahre so betrachte, bist Du mit Sicherheit keinem eine Rechenschaft schuldig! Schon gar nicht YouTube oder Google!
In diesem Sinne…. genieße deine Auszeit, mach mal was dich glücklich macht und wenn’s dann wieder was neues von Dir gibt, freut sich einer deiner treuen Follower
LG Jürgen
Vielen Dank Jürgen, manche Erkenntnis kommt eben etwas später 😁.
Aber die Fotografie, so wenig wie sie mich zurzeit interessiert hat, bleibt einfach meine Leidenschaft Nummer eins. Hat man so ein intensives Hobby, braucht man glaub ich auch einen Ausgleich von gerade eben diesen Hobby.
Schöne Grüße
Jürgen
Servus lieber Jürgen,
ich gratuliere Dir zu Deiner Gabe, Deiner inneren Stimme entsprechend Gehör zu schenken. Die sagt Einem meistens, wohin der Weg führt. Bleib am hören. Bravo!
Viel Freude wünscht Dir
Klaus
Hallo Klaus, war nicht einfach am Anfang auf diese Stimme zu hören 😅.
Wird wieder Zeit für eine gemeinsame Fototour
Grüße Jürgen