Ich sehe es immer wieder bei meinen Fotoworkshops aber auch bei mir selbst, dass ich während dem fotografieren darauf vergesse, dass mein Stativ über ausziehbare Beine verfügt. Soll heissen, was man ausziehen kann, läßt sich auch zusammenschieben.
Man stellt das Stativ auf, je nach Motiv in einer gewissen Höhe, man macht das Foto, positioniert das Stativ weiter rechts oder weiter nach vorne neu, aber selten versucht man einen völlig anderen Blickwinkel von dem gewohnten Motiv zu bekommen. Ich spreche davon, die Kamera knapp über dem Boden zu positionieren. Nicht nur das Stativ mit eingefahrenen Beinen, ich meine wirklich nur wenige Zentimeter über dem Boden. Beine eingefahren und komplett auseinander geklappt. Mit Stativen ohne Mittelsäule, wie bei meinem Rollei Lion Rock 25, leichter und schneller umzusetzen als mit Mittelsäule.
Warum wirken solche Bilder? Warum sehen sie so anders und interessant aus? Ganz einfach, weil sie anders sind. Wir sind in unserem Leben einen gewissen Blickwinkel gewohnt, wir gehen durchs Leben und nehmen unsere Umwelt auf einer bestimmten Höhe war. Gewisse Anblicke, Objekte und Landschaften sind einfach nichts mehr besonderes, man hat sich an diesen Blickwinkel gewöhnt. Alles, was wir am Tag sehen, sehen wir auf dieser Höhe und wird zur Gewohnheit. Ändert man aber den gewohnten Blick auf gewohnte Dinge, ändert man die Wahrnehmung und den Eindruck einer bekannten Landschaft.
Welche Motive fotografierst du regelmäßig? Berge, Seen oder ein Waldgebiet? Wann hast du das letzte Mal versucht, den Blick auf diese Motive zu verändern? Wann hast du die Kamera, nachdem du dein Bild aufgenommen hast, vom Stativ genommen und mit verschiedenen, extremen Blickwinkeln gespielt. Bei meiner Slowenien Reise habe ich das bodennahe fotografieren wieder ein wenig entdeckt. Ich habe die Kamera nur wenige Zentimeter über dem Boden platziert und zum Beispiel über den Fluss hinaus fotografiert. Ich habe zwischen kleinen Felsen und Steinen hindurch fotografiert und so versucht, einen neuen Blickwinkel auf den Bachlauf zu kreieren.
Allein durch die Veränderung des Blickwinkels, kann man dem Betrachter ein interessant wirkendes Bild von einem vielleicht etwas langweiligen Motiv präsentieren. Der Betrachter wird quasi in die Rolle einer Ameise versetzt. Durch kluge Wahl des Standpunkts, Blickrichtung und die Verwendung eines Weitwinkelobjektivs, erscheinen Objekte nahe dem Objektiv größer. Dies unterstützt die Wirkung des ungewohnten Blickwinkels.
Versuche es das nächste Mal selbst, fotografiere gewohnte Dinge auf eine völlig andere Art und Weise. Platziere die Kamera knapp über dem Boden und sieh, was dabei rauskommt.
Ja, im Wort Perspektive steckt schon auch was mit „der Tiefe“ als Dimension.
Ob mit oder ohne Stativ, im Zeitalter der „Drohnen-Vogelperspektive“ wird die Froschperspektive wieder interessant.
Tolle Bilder! Gruß Thomas
Hallo Thomas, vielen Dank!
So viele Möglichkeiten seine Kreativität auszuleben, dass man schon mal so manches vernachlässigt. Dafür macht es umso mehr Spaß, wenn man etwas wieder neu entdeckt.