Dieser Artikel erschien zum ersten Mal bereits 2020. Da aber mein Blog gemeinsam mit der Webseite crashte, veröffentliche ich meine besten Artikel noch einmal.
Kann man von der Naturfotografie leben?
Nein – oder doch – es ist kompliziert!
Wer träumt nicht davon, mit seiner Leidenschaft Geld zu verdienen. Sein Hobby zum Beruf machen. Vollzeit seiner Leidenschaft nachzugehen. Dieses Phänomen ist gerade bei Fotografen sehr ausgeprägt, und so war es auch bei mir. Ich betrieb die Fotografie als Hobby, knapp fünf Jahre, als mir dieser Gedanke in den Sinn kam. Man sieht all die Fotografen, Art Wolfe zum Beispiel, der um die Welt reist, tolle Fotos macht und Vorträge hält. Chase Jarvis, zwar nicht mein Themengebiet, aber ein hervorragender Geschäftsmann der sich ein kleines Imperium aufgebaut hat. Und alle sahen so glücklich aus. Sie hatten Spaß mit dem, was sie 7 Tage die Woche tun konnten. Wer möchte das nicht?
Ich hatte genau vor Augen wie das Ganze aussehen könnte, das Ganze war zwar betrachtet durch eine rosarote Brille, die zusätzlich noch mit dem Schleim der Träumerei beschmiert war, aber ich sah eine Zukunft.
Über mich sagt man oft, dass ich ein Pessimist sei, ich antworte immer – Nein, ich bin ein Realist! Nur bei dieser Sache war ich eindeutig ein Optimist. Aber die Realität sollte mich einholen. Bei solchen großen Plänen für sein Leben gibt es immer zwei Seiten, die Seite des Traumes und die Seite der Realität.
Der Traum
Das Telefon läutet, ich hebe ab. Am anderen Ende meldet sich der Editor von einem Magazin. Er bittet mich sofort nach Island zu fliegen um eine Bildstrecke im Hochland zu fotografieren. Ich solle das übliche Spesenkonto nutzen. Ich packe alles zusammen, buch den Flug und mach mich auf den Weg nach Island.
Ich liefere die Bilder ab, bekomme mein Honorar während per Email eine Anfrage für ein Bild eintrifft. Ich habe nicht viel Zeit, denn ich muss bald meinen nächsten Flieger nach Kanada erwischen.
So, nach 4 Wochen reisen und fotografieren habe ich ein paar Tage für mich zuhause. Ich mach mir morgens frischen Kaffee, setz mich zu meinem Laptop, mit einer grandiosen Aussicht von meiner Veranda (mit welchen Geld ich mir das auch immer leisten sollte), und schreibe an meinem Buch weiter.
Nebenbei lade ich neue Bilder zu meiner Bildagentur hoch, wo natürlich auch regelmäßig Provisionen eintreffen.
Neben Workshops und Vorträgen, die mein Konto zusätzlich aufbessern, geniesse ich das Leben als Naturfotograf.
Die Realität
Im Posteingang liegt eine Email mit einer Anfrage für die Nutzung eines meiner Bilder. Ich erstelle ein Angebot und sende es dem potentiellen Kunden. Die Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
“Leider ist unser Budget für diesen Posten sehr niedrig.“
Ich antworte wieder und stelle weitere Fragen. In wie vielen Magazinen wird das Bild nun wirklich verwendet (Anfrage war für über 9 Magazine, eine ganze Seite Werbung, unbegrenzte Zeit), wie hoch ist die Auflage, wie lange läuft die Werbeanzeige?
Es kam keine Antwort mehr. Ich sah mir eines der Magazine an, wo mein Bild verwendet werden sollte, und was sie dafür verlangten. Eine Seite Werbung, einmalige Schaltung. Es waren €9000,-, na klar, für das Bild war natürlich kein Geld mehr da.
Eine weitere Anfrage, es handelt sich um ein Bild für einen Blogartikel, ich schicke ein wirklich faires Angebot.
Antwort- Danke, wir fotografieren es selbst.
Erst kürzlich erhielt ich eine Anfrage für eine Bildnutzung. Ein Magazin mit wirklich sehr geringer Auflage. Er schreibe einen Artikel und würde gerne ein bestimmtes Bild dafür verwenden. Die Frage, ob es eine Möglichkeit gebe, das Bild zu verwenden, ohne dass dabei Kosten entstehen würden. Nett! Aufgrund der sehr sehr niedrigen Auflage hätte ich einen Anstandsbetrag oder vielleicht sogar gar nichts verlangt. Aber da nicht einmal aus Höflichkeit gefragt wurde, wieviel ich verlange, sondern gleich die Bitte ich möge das Bild doch gratis hergeben – keine Antwort von meiner Seite.
Wieder Zeit verloren mit der Recherche des Magazins.
Anfrage Magazin, Bild für Wirtschaftsmagazin, ganze Seite, Auflage über 25000. Mein Angebot für die gefragte Nutzung 140,-. Keine Antwort mehr.
Ich habe ein paar Workshops ausgeschrieben, mehr als die Hälfte muss ich canceln wegen zu geringer Teilnehmerzahl. Hotels und Hütten anrufen um alles wieder zu stornieren.
Ich plane eine Island Fotoreise zu einem Zeitpunkt wo dieses Land noch im Aufschwung war, was Fotoreisen betrifft. Ich arbeite mit einem lokalen Reiseanbieter zusammen, der sich auf die Zusammenarbeit mit Fotografen spezialisiert hat. Ich mache einen wirklich guten Preis wo nicht viel für mich übrig blieb. Kein einziger Teilnehmer meldete sich, obwohl die Reise auch bei dem Reiseanbieter ausgeschrieben wurde. Alles wieder stornieren und sich bei der Reiseagentur, für den verursachten Aufwand, entschuldigen.
Das Geschäft hat sich in den letzten zehn Jahren verändert, das Bild selbst ist nichts mehr Wert. Die Preise und die Provisionen bei den Bildagenturen fallen seit 2008 stetig. Ebenfalls nur mehr ein Tropfen auf den heissen Stein, höchstens ein kleiner Strom als Einkommensquelle.
Das Verzagen und die Lustlosigkeit setzt ein, man erfreut sich kaum noch mehr an der Fotografie.
Stopp – was ist da jetzt schief gelaufen?
Meine Geschichte
Hatte ich tatsächlich keine Freude mehr an der Fotografie, oder war lediglich die Erkenntnis meiner eigenen Unfähigkeit daran Schuld, dass ich einfach aufgeben wollte, mit Allem?
Aber von vorne.
Ich begann 2003 mich näher mit der Fotografie zu beschäftigen, ich kaufte mir eine gebrauchte analoge Canon mit Objektiv um €200,-. Nichts besonderes, aber es reichte um in die Materie einzusteigen. Es dauerte ein bis zwei Jahre bis ich genau wusste was ich eigentlich fotografieren wollte. Porträt, Hochzeit, Werbung oder doch Natur? Ich war immer schon gerne draussen unterwegs, meine schönsten Zeiten als Kind verbrachte im angrenzenden Waldstück, aber ich kam nicht auf die Idee, dass das vielleicht mein Themengebiet sein könnte. Nach einigen Versuchen in Street und Produktfotografie, sehr armselige Versuche, entdeckte ich den amerikanischen Fotografen Art Wolfe. Ich hab keine Ahnung mehr wie ich auf ihn gekommen bin. Das Internet zu dieser Zeit war noch nicht so erforscht aber ich verbrachte zahlreiche Stunden auf seiner Webseite.
Eine Webseite, ich brauche eine Webseite!
Später entdeckte ich dann seine Serie “Travels to the Edge“, eine wirklich fantastische Serie wie ich sie noch nicht kannte. Sie befasste sich ausschließlich um Natur und Reisefotografie. Art Wolfe war es schlussendlich, der mir den Weg zeigte, in welche Richtung ich gehen wollte. Tja, manchmal braucht man einen Schubs in die richtige Richtung.
Ich fotografierte bis zirka 2005 noch analog, da jedes Buch das ich mir kaufte sagte, dass Bildagenturen nur Dias nehmen. Ich sollte später dahinter kommen, dass dies ein völliger Blödsinn war. Aber trotzdem, ich marschierte mit meinen Dias zu einer Bildagentur und zeigte voller Stolz meine Bilder, also Farbpositive Dias. Es war nicht gerade ein Schlag ins Gesicht aber eine ziemlich kalte Dusche. Die Bilder seien nicht schlecht aber teilweise zu dunkel und er glaubte, dass sie sich nicht verkaufen ließen.
Okay!
Zu diesem Zeitpunkt war der Wunsch noch nicht so groß davon leben zu wollen, ich wollte lediglich Bilder bei einer Agentur haben, warum, keine Ahnung. Der Besitzer von dieser Agentur sagte auch, dass digital die Zukunft sei und nurmehr selten Film angenommen wird, da sie beim Scannen einen Mehraufwand verursachen.
Na gut, dann steigen wir um auf Digital und die ganzen Bücher wanderten in den Müll. Lehrgeld wurde bezahlt.
Es war, glaub ich, um 2008 wo der Wunsch wuchs davon leben zu wollen. Ich fing an Fotografen zu studieren, nicht ihre Bilder sondern wie sie es schafften, davon zu leben. Natürlich nicht leicht, denn es steht ja nicht gerade auf ihrer Webseite. Aber ich konnte mir hier und da ein paar Informationen herauspicken. Am brauchbarsten finde ich nach wie vor Podcasts mit Fotografen. Hier erfährt viel über das Leben eines Fotografen und wie sein Weg ausgesehen hat. Ich fand auch einige Ebooks die einem helfen sollten, den Einstieg als Vollzeitfotograf zu meistern. Später wurde mir klar, dass es nur dem Verfasser des Ebooks weiterhalf.
Ebook, ich brauche ein Ebook!
Aber diese Bücher waren nicht alle umsonst. Marketing! Das Zauberwort. Man musste sich vermarkten und Abnehmer für seine Bilder finden. Jedes Buch empfiehlt hundert potentielle Kunden anzuschreiben. Und das tat ich. Ich verbrachte Stunden, Tage und Wochen damit, nur die Adressen und deren Kontakte herauszufinden, was gar nicht so einfach war. Nun hatte ich die Adressen, aber was schreiben. Wieder las ich in Büchern und Artikel und holte mir Tipps, wie man so etwas schreiben könnte.
Nach einigen Versuchen und neu schreiben, hatte ich ungefähr meinen Text den ich versenden wollte. Ich schrieb so viele an wie ich nur konnte und in all den Jahren, bis heute, konnte ich nur zwei Verkäufe damit erzielen. Zugegeben, in den letzten Jahren habe ich es aufgegeben Magazine oder Firmen anzuschreiben, da ich keinen wirklichen Sinn darin mehr sehe.
Okay, das funktioniert also auch nicht. Was machen die anderen noch. Blog! Sie schrieben fast alle einen Blog. Aber wie schreibt man einen Blog? Was brauche ich dafür?
Der Gedanke dahinter, die Blogeinträge tauchen vielleicht in Suchergebissen auf und Magazine, oder sonstige potentielle Kunden, werden darauf Aufmerksam. Das wurden sie auch, nur zahlen wollten sie nichts.
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eine sehr armselige Webseite die ich mir mit einem Gratis Programm zusammen geschustert habe, ich war stolz darauf, aber sie war erbärmlich. Ich hatte keine Blogfunktion.
Ich kam, durch einen Artikel im Naturfoto Magazin, auf die Plattform WordPress. Ich verbrachte Wochen damit mich in die Funktionsweise von WordPress einzuarbeiten, Templates, Plugins, Themes und so weiter. Irgendwann hatte ich eine ansehnliche gut funktionierende Webseite mit einer Blogfunktion.
Was muss man mit einem Blog tun? Richtig, schreiben. Wie geht das? Ich hab in meinem ganzen Leben noch nichts geschrieben ausser die Aufsätze in der Schule. Was soll ich sagen, es war ein Lernprozess vieler Jahre bis ich einen Artikel mit 600 Wörtern und mehr einfach so hinschreiben konnte. Aber das ist eine andere Geschichte.
Aber über die Jahre funktionierte auch das nicht so gut. 2012 meldete ich schließlich das Gewerbe an. Das war zwar auch nicht ganz so einfach in Österreich, aber auch DAS ist eine ganz andere Geschichte.
Egal was ich anstellte, was ich auch versuchte, es sollte nicht so recht klappen oder nicht so funktionieren wie ich mir das gedacht habe. Zugegeben, die Workshops liefen allmählich, waren aber zu wenig um davon zu leben. Wollte ich das überhaupt? Ich war eher faul was das promoten meiner Workshops anging, und ich hätte sicher noch mehr anbieten können, tat ich aber nicht.
Die Branche hat sich in den letzten Jahren gewaltig geändert. Der Markt von Magazinen brach ein, keiner beschäftigt mehr Fotografen. Schon gar keine Naturfotografen.
Ich stellte mir wieder die Frage. Wie verdienen die ihr Geld?
Ich glaube es war 2016, wo ich meinen Traum aufgab, jemals als Naturfotograf Hauptberuflich zu arbeiten. Zu viel habe ich gesehen und vor allem eines öffnete mir die Augen. Die eigene Erkenntnis!
Bevor ich zu dieser Erkenntnis komme, möchte ich etwas erklären.
Äußert man den Wunsch, egal wen gegenüber, sich als Naturfotograf zu versuchen, erhält man von allen Seiten die gleiche Antwort – Vergiss es! Kurz gesagt.
Fotografen belehren einem, dass man ja keine Ahnung hat auf was man sich da einlässt, man kenne nicht das Geschäft, man hat ja keine Ahnung davon. Stimmt, stimmt Alles. Aber wer hat wirklich Ahnung davon, wenn er mit etwas beginnt? Woher sollte man wissen, ob das etwas für einem ist, wenn man es nicht ausprobiert? Ich habe sehr viel recherchiert, gelesen und mich schlau gemacht, auch was das gesetzliche und wirtschaftliche anging. Aber trotzdem, man kann nicht alles im Vorhinein wissen. Man muss es einfach machen. Das andere Fotografen dir davon abraten ist auch irgendwie klar.
Also gut, meine Erkenntnis! Ich bin absolut kein Marketing Mensch, mich selbst zu bewerben oder zu promoten, fürchterlich. Ich habe keine Ahnung wie man ein Publikum aufbaut. Ich habe es jahrelang mit meinem Blog versucht und ich habe pro Tag etwa 30 – 60 Leser, wo andere Blogs 1000e haben. Wie die das machen, keine Ahnung! Ich las mich wieder ein, in Googles SEO, wurde aber nicht wirklich schlau daraus. Ich versuchte einige dieser Tipps, aber funktioniert hat nichts wirklich. Vielleicht ein leichter Anstieg an Besucher, aber zu wenig.
Ich verzweifelte, denn alles was ich versuchte, jeden Tipp an den ich mich hielt, funktionierte nicht. Ich gab im geheimen schon auf.
Ich bin kein Geschäftsmann, und das muss man sein. Oder man bezahlt jemanden dafür. War aber keine Option.
Die nächste Erkenntnis die mich traf, dass alle Fotografen, die davon lebten, eines der folgenden drei Dinge besaßen.
- Sie hatten sich in den glorreichen Jahren, so in den 80iger und 90iger Jahren, einen Namen gemacht mit dem sie sich heute noch halten können. Art Wolfe selbst hat gesagt, dass er ohne Workshops nicht mehr auskommen könnte. Er muss mehr Fotoworkshops anbieten denn sogar der Verkauf von Fine Art Prints sei zurückgegangen. Aber er hat seinen Namen, die ihm die Kunden bringen.
- Ein zweites Standbein! Ich fand heraus, dass viele Fotografen, wo ich dachte sie seien zu 100% Naturfotografen, oft ein zweites Standbein haben, als Hochzeitsfotograf oder in der Werbung.
- Glück! Zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit dem richtigen Plan.
Es gibt natürlich zahlreiche Möglichkeiten Geld zu verdienen. Es gibt so viele Beispiele von Fotografen, die einen Weg gefunden haben ihren Unterhalt damit zu verdienen. Ein paar sind zwar fraglich, wie die typischen Instagrammer und Influencer, denn so etwas liegt nicht in meinem Interesse. Die Möglichkeiten sind so unterschiedlich wie es wahrscheinlich Fotografen gibt. Der Trick! Seinen Weg zu finden. Dieser Trick ist aber der schwierigste den es zu bewältigen gibt.
Ich versuchte mich mit Vorträgen und hielt auch ein paar ab, aber ich musste mir eingestehen, dass dies nichts für mich ist. Es gab mir kein befriedigendes Gefühl. Für die meisten Vortragenden ist es ein unbeschreibliches Gefühl, da oben zu stehen und Geschichten zu erzählen. Für mich war es immer ein Horror und ich nahm eigentlich nie ein gutes Gefühl mit nachhause. Also, warum sollte ich mir das antun. Wieder etwas von der Liste gestrichen.
Fotoworkshops, jeder Fotograf der einigermaßen als “Naturfotograf“ leben kann, macht Fotoworkshops. Es ist die einzig wirkliche Einnahmequelle die einem den Unterhalt finanzieren kann. Ich machte bereits welche, aber zu wenig um davon zu leben. Also mussten mehr und größere her.
Ich versuchte und plante mithilfe von anderen Reiseanbietern Reisen zu organisieren aber ich konnte sie nicht verkaufen. Die Erkenntnis, und das war die wirklich große und wichtigste Erkenntnis und gleichzeitig so einfach und simple, dass ich mir blöd vorkam, dass ich erst so spät draufkam.
Publikum!
Ich brauchte ein großes Publikum an dass ich etwas verkaufen konnte.
Okay, ein Publikum. Wie bekommt man das? Wo ist es? Wie krieg ich es?
Diese Erkenntnis bekam ich dank YouTube, als ich die YouTuber mit ihren zahlreichen Abonnenten sah. Allen voran Thomas Heaton, zurzeit irgendwas an die 300.000 Abonnenten. Er verkauft Fine Art Prints, Kalender, Workshops, und er hat einen Sponsor für seinen Kanal. Okay, YouTube?
Ich recherchierte wieder, Vorteile Blog, Vorteile YouTube. Was ist noch angesagt? Ist YouTube besser als ein Blog? Muss man heute schon einen YouTube Kanal haben? Die Antworten waren verschieden und brachten keine wirklich neuen Erkenntnisse. Die Antwort gab ich mir dann aber selber. Wie ist mein eigenes Verhalten? Was tue ich mehr, Blog lesen oder YouTube schauen? Die Antwort, ich schaute mehr YouTube Videos als ich Blogs lese.
Okay, YouTube!
Ich, vor der Kamera und sprechen.
Ich recherchierte wieder. Sollte ich auf Deutsch oder Englisch meinen Kanal starten. Es gab mehr Englisch sprachige Kanäle, sie haben mehr Erfolg als deutschsprachige. Zumindest auf dem Sektor nachdem ich gesucht habe. Alle Kanäle die ich auf deutsch fand und die einigermaßen um das Thema gingen, befassten sich überwiegend mit Kameratests und Reviews. Nicht mein Ding. Die Zuversicht schwand. Wenn man eine simple Rechnung anstellt, erreicht man auf English einfach das größere Publikum.
Ich versuchte, ein Jahr lang Videos zu kreieren wo ich spreche. Ein jedes einzelne Video wurde wieder gelöscht, sobald ich mich sprechen hörte. Es ist furchtbar sich selber sprechen zu hören. Ich gab auf, ich wollte nicht mehr. Ich überlegte meinen Gewerbeschein abzugeben und es nur mehr als Hobby zu betrachten.
Ich unternahm nicht mehr viel, ausser das ich meine Bildagenturen mit Material versorgte, auch meine Workshops vernachlässigte ich. Nurmehr ein oder zwei pro Jahr.
Das lief solange, bis ich auf ein Video stieß, dass alles ändern sollte. Warum genau, weiss ich nicht. Es war ein Video von Adam Gibbs. Er hatte eine ganz eigene Art, seine Videos waren ruhig und angenehm anzuschauen. Das kann ich auch! Ich will es können! Ich hab keine Ahnung woher dieser Enthusiasmus kam, aber ich war voll motiviert. Es dauerte nicht lange, nur ein paar Monate und ich lud mein erstes Video hoch in dem ich zur Kamera sprach. Ich war erstaunt wie gut das ganze ankam. Die Abonnenten stiegen. Ich machte das Ganze auf deutsch, zum einen wollte ich beweisen, dass das Alles auch auf Deutsch funktionieren kann und zum anderen, weil es für mich einfacher ist in meiner Muttersprache zu agieren.
YouTube und meine Videos gaben mir eine kleine Hoffnung zurück, es vielleicht doch noch zu schaffen.
Die Zügel des Traumes etwas lockern
Ich verfolge nicht mehr hartnäckig meinen Traum, ich lasse es auf mich zu kommen. Was sich auch immer ergeben mag, ich mach mir keinen Kopf mehr.
Hat man vor, seinen Traum zu verwirklichen, sollte man sich über einige Dinge klar werden. Ist man wirklich der Mensch dafür? Hat man das Zeug dafür? Viele Antworten findet man erst wenn man es probiert, die ersten Fehlschläge kassiert und man sieht, was man wirklich dafür tun muss.
Ich sah, was ich dafür tun muss um wirklich daraus ein Geschäft zu machen, und ehrlich gesagt, vieles mochte ich davon nicht. Fotoworkshops, will ich wirklich mehrere Wochen im Jahr mit anderen um die Welt fliegen? Damals, nicht wirklich, es machte mir sogar Angst. Ich bin ein sehr Introvertierter Mensch, der seine Kraft in der Ruhe und Einsamkeit wieder gewinnt. Menschen sind auf Dauer anstrengend für mich, was jetzt nicht böse gemeint ist. Aber sie kosten Energie, da ich so viele Informationen, Emotionen und Gefühle von anderen registriere und verarbeite, dass ich bald erschöpft bin, ausgebrannt. Ich wusste lange selbst nicht bescheid, was Introvertiertheit wirklich bedeutet. Erst als ich mich damit beschäftigte was mit mir eigentlich nicht stimmt, nur um herauszufinden, das Alles mit mir stimmt, ich nehme nur die Welt etwas anders wahr.
Solche Dinge und Erkenntnisse sind aber wichtig um sich einen Weg zu erschaffen, mit dem man sich vielleicht seinen Traum erfüllen kann. Man muss sich selber gut kennen und völlig ehrlich zu einem selbst sein. Seine Stärken, aber auch seine Schwächen zu akzeptieren. Nicht jeder Traum ist dazu bestimmt, verwirklicht zu werden.
Manchmal muss man etwas loslassen damit etwas gedeihen kann. Verzweiflung, Frust und Zorn wirken sich kontraproduktiv aus und versperren einem die Sicht auf potentielle Möglichkeiten.
Solltest du es probieren, die Naturfotografie zu deinem Beruf zu machen? Auf jeden Fall! Mache dich aber auf viele Hürden gefasst, wovon die meisten bei dir selber zu finden sind. War ich bereit das Letzte zu geben? Vermutlich nicht. War ich manchmal zu faul? Ganz gewiss.
Aber ich weiss jetzt, was ich bereit bin zu geben und was nicht. Man wird sehen, was die Zukunft mir bringen wird.
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Deine Geschichte ist eine Inspiration!!! Danke, dass du sie mit anderen Menschen, wie mir teilst 🙂
Vielen Dank Lisa, dachte, es könnte für den ein oder anderen interessant sein zu sehen, wie es wirklich aussieht, wenn man versucht, Geld damit zu verdienen.
Schöne Grüße
Jürgen