Das Dämmerungslicht wird von vielen, und auch von mir, immer wieder vergessen. Wenn ich losziehe um einen Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zu fotografieren, dann plane ich genügend Zeit im voraus mit ein um ausreichend Zeit zu haben mir eine Bildkomposition zu suchen. Das heisst, morgens bereits in der Dunkelheit zu meinem Spot zu wandern, die Bildkomposition wählen und dann zu warten. Man wartet in der Dämmerung, dass der Tag anbricht und die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont blinzeln.
Meine bevorzugte Stimmung, oder Situation, für Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, ist ein mit Wolken gespickter Himmel. Hochstehende Wolken wo die Sonne durchbrechen kann, denn nur so bekommt man farbenfrohe hell erleuchtete Wolken die für eine spektakuläre Stimmung sorgen.
Aber öfters als mir lieb ist, stehe ich vor der Situation, dass A) der Himmel dicht bewölkt ist und keine Sonne durchbrechen kann oder B) ich einen wolkenlosen blauen Himmel vor mir habe.
Der wolkenverhangene Himmel ist etwas, wo man nicht viel machen kann, aber ein wolkenloser Himmel bietet uns eine Chance, wenn man sie nutzt, die Dämmerung zu fotografieren.
Dadurch, das kein Wölkchen mir den Tag trübt, kommt ein Phänomen zum tragen und zwar das Streulicht. Die Sonne, noch hinter dem Horizont, reflektiert am Himmel, oder vielleicht wissenschaftlicher ausgedrückt an der äußeren Atmosphärenschicht, man verzeihe mir meine Unwissenheit in dieser Sache, und die Landschaft, vor allem Berge mit hellem Gestein, bekommen ein ganz eigenes leuchten. Sie fangen dieses Streulicht ein und erhalten eine Art kühles leuchten.
Ich vergesse immer wieder darauf, dass ich mich ebenfalls um dieses Licht kümmere. Es herrscht meist lange vor dem eigentlichen Sonnenaufgang oder nach Sonnenuntergang. Manchmal und gerade bei wolkenlosen Himmel, habe ich mit diesem Licht und diesen Bildern mehr Freude als mit dem eigentlichen Geschehen rund um den Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang.
Wann bekommt man nun schönes Dämmerungslicht? Sowohl bei Sonnenaufgang, hier logischerweise lange bevor die Sonne ihre ersten Boten über das Land schickt, und lange nach Sonnenuntergang. Man darf hier nicht zu ungeduldig sein. Herrscht ein wolkenloser Himmel, stehen die Chancen gut, dass man ein schönes Streulicht bekommt. Natürlich hängt es von der Landschaft ab, diese muss die Zutaten haben um dieses absolut letzte verfügbare Licht einzufangen. Helles Gestein oder Flächen die wiederum das Licht einfangen und reflektieren können. Dunkle Wälder sind hier eher ungeeignet.
Deswegen mein Tipp, bleiben sie noch, warten sie nach Sonnenuntergang 10 Minuten oder sogar bis zu 30 Minuten nachdem die Sonne untergegangen ist. Es könnte sich lohnen!