Fotografie in den Bergen heisst, als Naturfotograf fit zu sein. Ich war zwei Tage in den Eisenerzer Bergen unterwegs, ich schlief wieder in meinem Bus und erkundete neue Plätze in der Eisenerzer Region. Bei dieser Tour war ich das erste Mal seit langem wieder in den Bergen wandern. Schon am ersten Tag bei meiner Erkundungstour merkte ich, wie viel ich von meiner Kondition eingebüßt habe. Am Vorabend wollte ich noch einen Platz für den Sonnenaufgang erkunden, damit ich am nächsten Tag bei Dunkelheit weiß, was mich erwartet. Aber auch ohne Fotoausrüstung war der Aufstieg anstrengend. Natürlich, es regnete, es war kalt und der Boden rutschig und schlammig. Die Wettervorhersage behielt für diesen Tag recht aber ich hoffte, dass sie für den nächsten Tag daneben liegen würde. Sonnenschein und wolkenloser Himmel. Wir alle wissen, was ein Naturfotograf von solchen Bedingungen hält.
Morgens kam ich nicht so richtig in die Gänge, etwas faul beim Aufstehen wurde es fast zu spät um einen Sonnenaufgang in den Bergen zu erleben. Der Aufstieg zu meinem geplanten Sonnenaufgangsspot war anstrengend und schweißtreibend. Ich schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig zu meinem gewünschten Platz und fand mich mit einem passablen Ersatz auf dem Weg ab.
Werde ich für die Fotografie in den Bergen zu alt? Zu spät aufgestanden und zu lange für den Aufstieg gebraucht. Meine Kondition läßt zu wünschen übrig, was für solche Unternehmungen ein großer Nachteil ist.
Die Berge waren nur in einer Richtung wirklich interessant, deswegen konzentrierte ich mich auf diese und beobachtete, wie langsam das Licht mehr wurde und die Berggipfel herrlich zu glühen begannen. Ich versuchte mich an mehreren Bildausschnitten aber der letzte Bildausschnitt gefiel mir am meisten. Der beleuchtete Berggipfel im Hintergrund, die sanften mit Gras bewachsenen Hügel und ein kleines Schneefeld im Vordergrund, erzeugten eine ausgewogene Bildkomposition.
Die Sonne kam allmählich über die Bergspitzen und das Licht auf meinem Motiv wurde zu stark, der Berg verlor die herrliche orange Färbung.
Nicht gerade begeistert von Gegenlichtaufnahmen, wegen der entstehenden Lichtflecken, versuchte ich trotzdem eine Gegenlichtaufnahme zu bekommen. Ich nutzte die Vegetation im Vordergrund, um einen interessanten Blickfang zu bekommen, als die Sonne schön langsam über die Berggipfel blinzelte, machte ich die ersten Aufnahmen. Die Lichtflecken oder Sonnenflares, entfernte ich in Lightroom mithilfe des Generative Fill. Noch kein großer Fan von solchen Hilfsmitteln, kann es aber sehr hilfreich sein, solche ungewollten Bildfehler zu beseitigen.
Als das Licht für die Berge zu stark wurde, bemerkte ich, wie sich im Tal das Sonnenlicht einen Weg durch den Nebel und die Wolken bahnte. Das Ergebnis war eine fantastische Lichtstimmung. Ich hatte, selbstverständlich bei einer Bergwanderung, einen 2-fach Telekonverter mit. In Verbindung mit meinem 70-200er Teleobjektiv, konnte ich weit in das Tal zoomen und mir enge Bildausschnitte heraussuchen um diese Lichtstimmung in ansprechende Bilder umzusetzen. Oft reichte die Brennweite dann doch nicht aus und ich croppte in Lightroom noch das ein oder andere Bild.
Es galt eine Entscheidung zu treffen, gehe ich weiter Richtung Gipfel oder gehe ich ins Tal zurück um die Stimmung zu nutzen und dramatische Nebelbilder im Wald zu bekommen.
Ich entschied mich, ins Tal zurück zu marschieren und es war die richtige Entscheidung. Ich bin zuerst ein Naturfotograf und erst dann ein Wanderer, ich wollte unbedingt in dieser Licht und Nebelstimmung fotografieren. Und um ehrlich zu sein, die Aussicht auf gute Fotos hoch oben bei einem wolkenlosen Himmel und Sonnenschein waren gleich null.
Ich fand einen Platz mit interessant stehenden Bäumen, als ich ankam, lag ein herrliches Licht in diesem Waldgebiet, leider war ich zu langsam beim Aufbau meiner Kamera und ich verpasste das beste Licht. Ich verbrachte lange an diesem Platz in der Hoffnung, noch einmal so ein Licht zu bekommen.
Nachdem ich das Gefühl hatte, alles fotografiert zu haben, beschloss ich noch einmal hoch zu steigen und versuchen zur Hütte zu gelangen.
Die Aussicht, wo ich den Sonnenaufgang fotografieren wollte, war herrlich. Ich machte ein paar Bilder aus der Hand. Das Licht war sehr hart und die Bilder dienen eher zur Dokumentation von einem herrlichen Tag in den Bergen. Bis zur Eisenerzer Reichensteinhütte schaffte ich es nicht mehr. Ich war zu erledigt und ein großes Schneefeld versperrte mir den Weg. Ich hatte keine Grödeln dabei und die Überquerung ohne war mir zu riskant. So machte ich mich wieder auf den Weg ins Tal zu meinem Bus.
Um solche Fototouren erfolgreich zu absolvieren, sollte man eine gute Kondition haben. Zum einen um den Aufstieg in einer gewissen Zeit zu schaffen ohne längere Pausen einlegen zu müssen und zum anderen, nicht aus der Puste zu sein wenn man dann fotografieren soll. Ist der Körper erschöpft, ist es schwierig den kreativen Teil voll und ganz zu nutzen. Man ist mehr damit beschäftigt zu überleben und den Körper am Laufen zu halten als kreativ zu sein.
Fotografie in den Bergen! Wie sieht es bei euch damit aus? Wer ist viel in den Bergen unterwegs? Leidet die Kreativität nach einem anstrengenden Aufstieg? Ist es dann schwierig Motive zu finden?
Ich für meinen Teil habe beschlossen, diesen Dilemma Abhilfe zu schaffen und meiner Kondition und Gesundheit wieder mehr Beachtung zu schenken.
Schreibt mir eure Erfahrungen in die Kommentare!