Für was macht man das Alles? Für wen macht man es? Ist es Ruhm, Geld oder der eigene Narzissmus?
Macht Fotografie Sinn wenn man seine Bilder nicht herzeigt? Wenn man Bestätigung bekommt oder Interesse gezeigt wird?
Ich betreibe die Fotografie nun schon seit vielen Jahren, zu anfangs nur für mich aber bald wurde der Wunsch nach einer eigenen Webseite stärker und stärker. Warum eigentlich? Ich wollte meine Bilder präsentieren, ich wollte die Geschichten dazu erzählen. Ganz einfach, weil es mir Spaß macht. Mir gefiel eine Webseite zu unterhalten, sie zu designen und mit Content zu füllen. Artikel über meine großen und kleinen Abenteuer zu schreiben und ja, auch nette Kommentare dafür zu bekommen.
Aus Leidenschaft?
Warum das Ganze? Um sich als Superstar feiern zu lassen? Den Profi heraushängen zu lassen?Tja, ich bin ein sehr Introvertierter Mensch und das Rampenlicht behagt mir so ganz und gar nicht. Schon witzig und ironisch, wenn man das so betrachtet. Ich hasse die Bühne und im Mittelpunkt zu stehen und trotzdem veröffentliche ich Bilder, Blogartikel und sogar Videos auf Youtube. Der Vorteil aber ist, ich kann mich dahinter verstecken. Auf meiner Webseite verstecke ich mich hinter meinen Bildern und meinen Artikeln, ich habe keinen direkten Kontakt mit der realen Welt da draussen, ich habe Zeit, auf Fragen und Kommentare zu antworten. Ja, bei meinen Videos und YouTube ist dies etwas anders, aber auch hier habe ich keinen direkten Kontakt mit der realen Welt. Beim produzieren der Videos bin ich allein, mit Ausnahme meiner Freundin die manchmal mit dabei ist. Ich kann so viele Fehler machen und so viel Blödsinn reden wie ich will, es hört und sieht niemand. Aber wie bei meinen Blogartikeln und meinen Bildern selbst, liebe ich mithilfe von Video Geschichten zu erzählen. Ein Video zu schneiden, die richtige Musik dazu auszuwählen, der richtige Schnitt und eine Stimmung zu erzeugen. Der ganze Prozess, von den Entscheidungen im Feld, welche Aufnahmen gemacht werden sollen, bis hin zur Veröffentlichung auf YouTube macht mir Spaß. Und ja, ich verfolge den Status eines neuen Videos. Wieviele haben es sich bereits angesehen? Gibt es neue Kommentare? Man ist Stolz auf sein Werk, man will es zeigen. Hier könnte man sagen, ja, man ist auf den Applaus aus, auf die Bewunderung, vielleicht noch, dass man sich als Star fühlt, aber ich glaube wichtiger ist die Anerkennung, man hat etwas kreiert und produziert, das anderen gefällt. Das Wissen, dass das was man selber mit Leidenschaft tut und lebt, bei anderen gern gesehen wird und vielen Menschen Freude bereitet. Ich muss nicht meinen Namen drauf kleben, mir genügt es, das es Menschen gefällt und sie es gerne konsumieren. Ich denke Anerkennung ist ein gerechtfertigter Grund seine Arbeit zu präsentieren.
Natürlich ist auch der finanzielle Aspekt dabei und da macht es durchaus Sinn, seinen Namen daran zu kleben und – Gott hasse ich dieses Wort – Werbung zu machen. Ich betreibe meine Fotografie überwiegend aus Leidenschaft, aber auch Nebenberuflich. Soll heissen, ich habe ein finanzielles Interesse daran, wie meine Arbeit bei dem Publikum ankommt und wie ich meine Arbeit vermarkten kann.
Aus liebe zum Geld?
Da wären wir also, das Geld. Geld? Macht man es für Geld? Nur für Geld kann es nicht sein, denn momentan verdiene ich so gut wie kein Geld mit meiner Fotografie. Der Grund, ich bin zu faul und zu zaghaft. Ich bin zu vorsichtig, wenn es um große finanzielle und zukunftsorientierte Fragen geht. Okay, Geld ist also nicht die Nummer 1 Motivationsquelle, warum ich meine Arbeit präsentiere. Man soll mich hier nicht falsch verstehen, ich versuche durchaus aus meiner Arbeit Profit zu schlagen, warum sollte man sonst ein Gewerbe angemeldet haben. Was YouTube betrifft, habe ich natürlich ein sehr großes Interesse daran, das sehr viele Leute meine Videos sehen. Ich habe nun schon seit einiger Zeit die Möglichkeit, meine Videos zu monetisieren, sprich Werbung zu schalten. Für jede Sekunde, die jemand diese Werbung anschaut, bekomme ich Geld. Keine Unsummen und für ein paar Monate reicht es vielleicht gerade einmal für einen Wocheneinkauf im Supermarkt. Und hier geht es mir auch nicht nur ausschließlich um das verdienen, sondern darum, das ich es kann, es gehört dazu. Das Gefühl, dass ich es geschafft habe, mit viel harter Arbeit, Zeit und Geld, die Rahmenbedingungen von YouTube zu erfüllen um bei meinen Videos Werbung zu schalten.
Fine Art Prints! Ich biete auf meiner Webseite Fine Art Prints an. Dies tue ich in erster Linie nicht damit ich die große Kohle mache. In Österreich, vielleicht sogar Europa, gibt es keinen großen Markt für Fotografien für die Wand. Diese Fine Art Prints sind eine Leidenschaft von mir. Ich liebe sie selber an der Wand hängen zu haben, meine Werke immer in gedruckter Form betrachten zu können. Und wenn jemand ein Bild bei mir als Druck bestellt, was alle paar Jahre mal passiert, ist das für mich die größte Anerkennung die ich als Fotograf bekommen kann. Jemanden gefällt ein Bild so gut, dass er viel Geld in die Hand nimmt und von mir einen Druck bestellt. Er hängt ihn zuhause auf, wo er ihn jeden Tag betrachten kann. Man ist Stolz darauf, man hat einen langen Weg hinter sich gebracht, bei Null begonnen, sich eine Fähigkeit angeeignet und dies trägt nun die Früchte, jemand ist interessiert an deiner Arbeit. So interessiert, das er dafür Geld in die Hand nimmt.
Der liebe Ruhm?
Okay, wir haben Leidenschaft und Geld. Kann es wegen dem Ruhm sein? Hm, vielleicht, aber vorher Narzissmus. Die Selbstverliebtheit, das kann ich getrost vom Tisch fegen, das trifft auf mich definitiv nicht zu. Ich leide eher an dem “Impostor Syndrom“ oder zu deutsch – “Hochstapler Syndrom“.
Das Hochstapler-Syndrom, teilweise auch Impostor-Syndrom, Impostor-Phänomen, Mogelpackungs-Syndrom oder Betrüger-Phänomen genannt, ist ein psychologisches Phänomen, bei dem Betroffene von massiven Selbstzweifeln hinsichtlich eigener Fähigkeiten, Leistungen und Erfolge geplagt werden und unfähig sind, ihre persönlichen Erfolge zu internalisieren.
Quelle Wikipeida
Also, Ruhm! Es kann also Ruhm sein oder, positiver ausgedrückt, Anerkennung. In jedem von uns, egal wie alt er auch sein möge, steckt ein kleines Kind, das nach ein wenig Anerkennung strebt. Anerkennung für die Arbeit um die Motivation aufrecht zu erhalten und weiterzumachen. Social Media ist hierfür ein ideales Medium um sich diese Anerkennung zu holen, aber auch gefährlich, wenn dies zur Sucht und alleinigen Bestätigung der eigenen Fähigkeiten und des eigenen Selbst wird. Ich glaube, Social Media hat mehr Verzweiflung geschaffen, als Menschen zusammen gebracht. Was mich angeht, ich war zu anfangs in diese Mühle geraten. Ich habe mir den Kopf zerbrochen warum meine Beiträge auf Instagram und Facebook nicht mehr Aufmerksamkeit erhalten. Was mache ich falsch? Ich habe alles ausprobiert bis ich schließlich die Notbremse zog. Ich reduzierte meine Zeit auf den Plattformen, Facebook habe ich zurzeit komplett eingestellt, ist für mich nicht mehr interessant oder nützlich. Meine zwei Social Media Plattformen, wo ich so einigermaßen regelmäßig Bilder poste sind Instagram und Vero. Diese zwei betreibe ich allerdings nur sehr halbherzig. Für mich hat sich YouTube einfach als die bessere Wahl herausgestellt, weil ich hier mehr von meiner Kreativität einfliessen lassen kann. Ich kann besser meine Geschichten erzählen und ja, es funktioniert besser als alles andere.
Einfach aufhören!
Ich denke oft daran, mit allen einfach aufzuhören. Social Media, meine Webseite und meinen YouTube Kanal einfach abzudrehen, zu löschen. Aus dem Hamsterrad und dem Glauben, ständig was Neues produzieren zu müssen auszusteigen und die Fotografie fortan nur mehr für mich selber auszuüben. Einfach loszuziehen in die Natur, nur ich und meine Kamera, frei und ohne Druck zu fotografieren. Ich glaube, jeder Künstler oder kreative Mensch hat mal eine Zeit, wo er von seiner Kunst oder Arbeit gelangweilt ist oder schlimmer noch, frustriert. Am liebsten alles hinschmeissen und nie wieder auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Das Problem, nach einiger Zeit, Tagen, Wochen oder Monaten, kommt ein seltsames Gefühl, eine Stimme wenn man so will. Man kann sie nicht einordnen, man weiss nicht was sie will oder was es zu bedeuten hat. Man braucht eine Weile bis man es kapiert, es kommt etwas zurück, ein kribbeln, eine innere Unruhe, man fühlt sich plötzlich nicht wohl, etwas stimmt nicht mehr. Das ist dann der Zeitpunkt wo man sich seine Kamera, seinen Pinsel oder seinen Laptop schnappt und wieder beginnt kreativ zu sein. Hat man so eine Berufung, so ein Können und so eine Leidenschaft, ist man offensichtlich dafür geboren, dann kann man sich seiner Berufung nicht lange entziehen, bevor sie zurück kommt und ihr Recht einfordert. Sich unseren Körper und Geist bemächtigt und uns antreibt etwas zu schaffen.
Ich habe es nie lange ohne meiner Fotografie ausgehalten. Es gab Zeiten, wo ich Monate nicht die Kamera in der Hand hielt, aber ich kam immer wieder zu ihr zurück. Manchmal braucht man einfach eine Pause. Vielleicht um sich neu zu orientieren, einen Reset durchzuführen und mit neuen Ideen zurückzukommen. Aber lange halte ich es nie aus, ich fühle mich dann einfach nicht mehr im Gleichgewicht.
Pausen sind wichtig. Alles kann einmal zu viel werden, man übersättigt sich. Hier Abstand zu gewinnen und den Kopf für Neues wieder frei zu bekommen ist wichtig. Aus solchen Pausen ist oft was Besseres oder Interessantes entstanden.
Hallo Jürgen,
ein super Text, mit Herzblut geschrieben (Glaube ich zu merken) und vieles davon kann ich nachvollziehen….
Gruss
Peter Meyer
Hallo Peter, vielen Dank!
Gruß Jürgen