Es heisst doch, fotografieren wie man sich fühlt. Nun, an diesem Abend wollte ich dieses umsetzen und wollte dunkle, düstere und dramatische Motive suchen. Meine Idee war ein Rapsfeld, das leuchtende Gelb unter einem dunklen wolkenverhangenen Himmel. Das Wetter passte, ich hab ja auch darauf gewartet bis so ein Tag dabei war, wo dicke schwere Wolken den Himmel verdunkeln. Ich fuhr gleich nach der Arbeit los um dieses ominöse Rapsfeld aufzusuchen, das ich am Wochenende entdeckte. Naja, entdeckte ist vielleicht jetzt nicht ganz richtig, schon in der Vergangenheit wurde in dieser Region immer wieder Raps angebaut.
Idee Nummer 1
Tja, meine Idee von dem Rapsfeld musste ich sehr bald canceln. Zum einen war das Rapsfeld innerhalb der wenigen Tage ziemlich verblüht und das schöne leuchten war verschwunden und zum anderen kam ich nicht an das Rapsfeld heran. Ich hätte andere Felder durchqueren müssen was ich aber nicht wollte. Irgendwo hätte es sicher einen Weg dorthin gegeben, der Bauer muss ja auch schließlich irgendwie dorthin gelangen, aber dies hätte einen gröberen Umweg erfordert. Wäre in Anbetracht des bereits verblühten Rapsfeldes wohl auch nicht wert gewesen.
Idee Nummer 2
Ich wollte das Fotografieren an diesem Abend bereits aufgeben als mir auf dem Weg nachhause ein kleiner Flussabschnitt einfiel, der auf dem Weg lag. Ich legte also noch einen Stopp ein in der Hoffnung, den kleinen Wasserfall unter den doch schon sehr dunklen Himmel, in einem mystischen Licht zu fotografieren. Dunkel sollte es sein, düster und dramatisch! Ich versuchte ein paar Blickwinkel und Kamerastandpunkte. Was mir aber besonders ins Auge stach, waren die zwei Bereiche vor und nach dem Wasserfall. Vor dem Wasserfall, also bevor er über die Felsen stürzt (kann man bei diesem kleinen Wasserfall von stürzen reden 🤔), war das Gewässer komplett ruhig und danach eher aufgewühlt und unruhig. Meine Idee war, diese zwei Bereiche in einem Bild festzuhalten und sie quasi als Kontrast – Ruhig vs Wild – gegenüberzustellen. Vor Ort war ich mir nicht sicher und jetzt, wo ich das Bild am großen Bildschirm sehe, naja. Was haltest du davon? Ist es gelungen? Konnte ich diese Idee gerecht umsetzen?
Idee Nummer 3
Ich packte beim Fluss meine Ausrüstung wieder ein und machte mich auf dem Weg zurück zum Auto als ich durch das dichte Geäst der Bäume ein leuchten sah. Ist das? Nein! Oder doch? Das ist Licht, Sonnenlicht! Tatsächlich riss kurz vor Sonnenuntergang die Wolkendecke auf, nur ein schmaler Riss, und die Sonne brach hindurch. Eilig rannte ich zum Auto. Wo sollte ich hin? Wo habe ich einen guten Ausblick? Was kann ich als Vordergrund verwenden? Meine Gedanken rasten und mir fiel aber nichts ein wo ich einen geeigneten Platz finden könnte. Ich fuhr schnell, an die Geschwindigkeitsregeln mich haltend, einer Landstraße entlang wo ich wusste, dass ich eine freie Sicht auf den Wolkenhimmel habe. Leider gibts da nicht wirklich eine schöne Landschaft.
Die Wolkendecke riss immer weiter auf und ein herrliches Schauspiel ereignete sich, das an Dramatik und Farben kaum zu überbieten war. Im Minutentakt veränderte sich der Himmel und kreierte immer neue Motive. Der helle Riss und die dunklen Wolken an der Ober und Unterseite bescherten mir genau das, wonach ich an diesem Abend gesucht habe – Dramatische Bilder!
Ich blendete die Landschaft komplett aus, verbannte sie aus dem Bild. Was übrig blieb, war eine Studie der Wolken. Ich suchte mir interessante Bildausschnitte am Himmel, da wo Wolken, Licht und Farbe am schönsten passten. Immer wieder veränderte sich die Konstellation und das Verhältnis von Licht und Wolken. Es entstanden sehr abstrakte Bilder die eine Welt über der Welt präsentierten.
Ich liebe solche Wetterbedingungen!
Ich weiss nicht ob alle Naturfotografen so ticken, aber ich liebe solche Wetterbedingungen. Wolken verhangene Tage, dramatische Gewitterwolken, Regen. Ah, Regen in einem Wald, herrlich. Wenn ich so darüber nachdenke, bin ich lieber mit der Kamera unterwegs, wenn das Wetter etwas schwierig ist, als wenn strahlend Blauer Himmel herrscht. Witzig, als ich diese Zeilen schreibe, herrscht draussen Sonnenschein und strahlend Blauer Himmel. Als Naturfotograf sucht man immer nach dem gewissen Etwas in einem Motiv und Bild. Man versucht, den Rahmen mit interessanten Dingen zu füllen. Ein leerer Blauer Himmel ist für uns doch etwas langweilig. Perfekt für Postkarten und Tourismus, aber für ein spannendes, interessantes und dramatisches Naturfoto fehlt da eben was – Wolken!
Welche Wetterbedingungen gefallen dir am Besten? Wann bist du am liebsten draussen auf Motivjagd unterwegs?
Hallo Jürgen, ja ich finde auch, dass Naturfotografie von allen Stimmungen, Farben usw. lebt. So mache ich die Erfahrung, dass ich nicht immer mit genauen Vorstellungen mit der Kamera losziehe. Dann kann es schon sein, dass ich bei schönstem Wetter oder dann bei Regenwetter fotografiere. Vielleicht bleibt es aber auch einfach beim Draussen sein. Ich staune immer wieder, wie viele Fotografen mit ganz klaren Vorstellungen vom Bild losziehen. Wetter ist Wetter und ich finde genau deine Bilder hier transportieren Emotionen, die ich sehr interessant finde. Darum habe ich beim Fotografieren immer ein kleines Notizbuch dabei und schreibe meine Gedanken auf, die ich dann mit Fotos zu einem kleinen Bildband verarbeite. Ich verfolge weiter mit grossem Interesse deinen Kanal. Danke und Gruss Beat
Ich habe früher auch viel geplant, aber das habe ich fast aufgehört, zumindest wenn es in der Heimat auf Fototour geht. Geht es weiter weg suche ich schon Locations. Aber was das Wetter angeht, hat jedes seine Vor und Nachteile, aber trotzdem bevorzuge ich etwas das schlechtere Wetter.
Grüße Jürgen
Hallo, Jürgen, mir gefallen Landschaftsbilder mit dramatischen Wolken besser; sie lösen stärkere Emotionen aus und dadurch bleibt das Bild länger im Gedächtnis. Vielen Dank für Zeigen – bleib‘ gesund! LG Otmar
Ich finde auch, dass solche Bilder stärkere Emotionen auslösen. Sie besitzen einfach eine gewisse Dramatik.