Als Naturfotograf steht man oft Situationen gegenüber, wo man eine möglichst große Schärfentiefe erreichen möchte. Große Landschaften im Sinne von Bergen, Seen und Wälder, wo man sowohl den Vordergrund als auch den Hintergrund im Bild scharf abbilden möchte. Eine Methode um die Schärfentiefe zu erhöhen ist, die Blende des Objektivs zu verkleinern. Doch wie so oft in der Fotografie gibt es auch hier einen Haken – die Beugungsunschärfe.
Was ist Beugungsunschärfe?
Beugung tritt auf, wenn Lichtwellen auf ein Hindernis treffen oder eine Öffnung passieren, was dazu führt, dass sie sich ausbreiten und in verschiedene Richtungen streuen. In der Fotografie bedeutet dies, dass Lichtstrahlen, die durch eine sehr kleine Blendenöffnung des Objektivs gehen, gebeugt werden und sich dadurch breiter streuen, anstatt in einem geraden Weg zu verlaufen. Dies führt zu einer Unschärfe im Bild.
Wie wirkt sich Beugungsunschärfe auf Fotos aus?
Je kleiner die Blendenöffnung, sprich je größer die Blendenzahl, desto stärker tritt die Beugung auf. Dies führt zu einem Verlust an Detailschärfe, insbesondere in den feinen Details des Bildes. Das Bild wirkt etwas matschig, nicht so knackig. Während bei größeren Blendenöffnungen (z.B. f/2.8 oder f/4) die Beugung kaum ins Gewicht fällt, wird sie bei kleineren Öffnungen (z.B. f/16 oder f/22) deutlich sichtbar.
Dies fällt mir besonders stark bei meinen Canon 24-105 f4 Objektiv auf. Ich liebe dieses Objektiv wegen seiner Vielseitigkeit. Aber hier gibt es einen massiven Qualitätsunterschied zwischen f8 und f16. Das selbe Motiv oder Bild mit f8 aufgenommen, ist um einiges knackiger und schärfer als mit f16.
Warum ist das wichtig für Naturfotografen?
Wir Naturfotografen arbeiten häufig mit kleinen Blendenöffnungen, um eine große Schärfentiefe zu erreichen, insbesondere bei Landschaftsaufnahmen. Doch wenn man die Blende zu weit schließt, wird die Schärfe im Bild durch die Beugung beeinträchtigt. Hier ein Beispiel:
Blende f/8: Die meisten Objektive bieten hier eine optimale Kombination aus Schärfentiefe und Detailgenauigkeit. Die Beugung ist minimal und die Schärfe ist in der Regel sehr hoch.
Blende f/16: Die Schärfentiefe ist sehr groß, jedoch beginnt die Beugung, feine Details zu verwischen. Dies kann bei großen Druckformaten oder starken Vergrößerungen sichtbar werden.
Blende f/22 und kleiner: Die Beugungsunschärfe wird deutlich. Obwohl die Schärfentiefe sehr groß ist, leidet die allgemeine Bildschärfe erheblich.
Vermeidung von Beugungsunschärfe
Die meisten beziehungsweise Profi Objektive haben einen sogenannten „sweet spot“, bei der sie die höchste Schärfe bieten. Diese liegt oft zwischen f/5.6 und f/11. Teste dein Objektiv und finde heraus, welche Blende die besten Ergebnisse liefert. Suche dir ein Objekt ind fotografiere von der kleinsten Blendenzahl bis zur größten und analysiere anschließend die Bilder am Bildschirm. Wo fängt das Bild an unscharf zu wirken? Bis zu welcher Blende kann ich gehen?
Ich habe ebenfalls lange den Fehler begangen, eine zu hohe Blendenzahl zu verwenden obwohl es gar nicht notwendig gewesen wäre. Da wo ich Blende 16 verwendet habe, hätte ebenfalls Blende 8 genügt. Überlege dir, wie viel Schärfentiefe wirklich notwendig ist. Manchmal reicht es, nur ein paar Blendenstufen abzublenden, um eine ausreichende Schärfentiefe zu erreichen, ohne die Beugungsunschärfe zu stark zu beeinflussen.
Welches Objektiv mit welcher Blende?
Wichtig zu wissen ist auch, das je kürzer die Brennweite, desto geringer ist die notwendige Blendenzahl. Das heisst, fotografiere ich mit einem Weitwinkel bei 16 mm, reicht eine Blende 8 oft aus wohingegen eine Brennweite von 100 mm eine geringere Schärfentiefe aufweist. Hier müsste ich weiter abblenden um den selben Bereich scharf abzubilden. Schaue hierzu mein Video über die Schärfentiefe.
Je länger die Brennweite, desto geringer die Schärfentiefe!
Fazit
Um das letzte aus ihren Bildern und Motiven herauszuholen und das maximum an Klarheit und Schärfe zu erreichen, sollte jeder Naturfotograf das Phänomen der Beugungsunschärfe kennen und verstehen. Während eine kleine Blendenöffnung die Schärfentiefe erhöht, kann sie gleichzeitig die Bildschärfe durch Beugung verringern. Der Schlüssel liegt darin, ein Gleichgewicht zu finden und die Blende so zu wählen, dass sowohl Schärfentiefe als auch Detailgenauigkeit optimal zur Geltung kommen.
Aber, es gibt immer ein Aber, vermeide nicht die Nutzung einer kleinen Blendenöffnung nur, weil du Angst hast vor Qualitätsverlust, lasse dich und deine Kreativität nicht durch die Technik einschränken. Erfordern es die Äußeren und technischen Gegebenheiten, gehe mit der Blendenöffnung so klein wie nötig um das gewünschte Resultat zu erzielen wie zum Beispiel eine bestimmte Belichtungszeit. Ist es zu hell für eine längere Belichtungszeit und du hast keine andere Möglichkeit, gehe auf f22 und höher wenn nötig. Besser ein Bild mit kleinen Qualitätseinbußen als gar kein Bild.
Kenne die Besonderheiten deines Objektivs um sie gezielt einzusetzen, und du erhältst beeindruckende und scharfe Naturaufnahmen.