Was ist ein Wochenendkrieger?
Tja, was ist ein Wochenendkrieger, oder was versteht man darunter?
Ich habe diesen Ausdruck das erste Mal vor Jahren in einer amerikanischen Fotozeitschrift gelesen.
Der Weekend Warrior, wie es auf English heisst, ist im Prinzip ein Hobby oder Amateurfotograf, der einer regulären Vollzeitbeschäftigung nachgeht. Er arbeitet 40 Stunden, 5 Tage die Woche. Durch diesen Umstand, rückt die Fotografie zwangsweise etwas in den Hintergrund.
Als Ausgleich dafür, und um seinen Durst zu stillen, den Durst nach kreativer Arbeit, die Motivjagd, die Jagd nach dem besonderen Licht und natürlich auch den Durst, seine teure Kamera wieder zu befummeln, zieht er, sobald das Wochenende anbricht, los, um ein Abenteuer zu erleben. Je früher desto besser und die Rückkehr ist erst spät am Sonntag Abend geplant.
Hier tobt er sich aus, lebt und genießt seine Leidenschaft. Nichts kann ihn davon abhalten bevor er am Montag wieder in der Werkstatt, Büro oder im Supermarkt steht.
So sahen früher einige meiner Wochenenden aus. Meistens zog ich Samstags los, kam entweder abends wieder nachhause oder blieb wo über Nacht. Fotografieren von früh bis spät. Sonntags, völlig erschöpft aber zufrieden, wieder nachhause. Den Fotorucksack in die Ecke gestellt, unter die Dusche und dann ab vor den Fernseher mit dem guten Gewissen, etwas getan zu haben. Etwas sinnvolles, etwas für das Seelenheil, für die unter der Woche hungernde kreative Seele.
Ist man Single, lassen sich solche Wochenenden nach wie vor umsetzen, lebt man in einer Beziehung, oder einer Fernbeziehung wie ich, oder hat man eine Familie die von einem auch was haben möchte, so wird aus dem Weekend Warrior ein “Weekend – Teilzeit mal schauen ob es geht – Warrior“.
Hat man das Glück wie ich und man hat einen Partner der auf solchen Kräftezehrenden, brutalen, schlaflosen und Wetterwidrigen Touren mit geht, Stundenlang auf einen wartet bis man ihr mitteilt: „Eh, hier gibts doch nichts zum fotografieren“, ist man in der Welt der Naturfotografen sehr gesegnet.
Aber man sollte auch nicht den einsamen Wolf in einem vernachlässigen, der einsam, mit wachsamen Auge umherstreift, sein Umfeld immer im Blick. Alleine unterwegs zu sein, hilft mir, mein Gedankengut auszumisten und neu zu organisieren. Als Introvertierter sind diese Alleinstunden wichtig um meine Batterien wieder aufzufüllen und den Kopf wieder frei zu bekommen. Wichtig nach einer Woche mit anstrengenden Kunden. Ach, und sollten sie einer von diesen Kunden gewesen sein, nein, sie waren nicht gemeint, sie waren alles andere als anstrengend.
“Als Introvertierter kann man sich selbst der beste Freund oder der schlimmste Feind sein. Die gute Nachricht ist, dass wir unsere eigene Gesellschaft im Allgemeinen mögen, eine Eigenschaft, um die uns Extrovertierte oft beneiden. Wir finden Trost in der Einsamkeit und wissen, wie wir uns beruhigen können.“ – Laurie Helgoe
Mein Konzept einer Abendrunde
Aber, es ist noch nicht alles verloren für die Weekend Warrior, falls Zeit am Wochenende mal knapp sein sollte, könnte dir mein Konzept der Abendrunde vielleicht gefallen. Es gibt nur einen Haken bei diesem Konzept, es funktioniert nur im Sommer.
Damit begonnen habe ich eigentlich bereits vor einem Jahr, ausgebaut und verfeinert habe ich es aber jetzt erst.
Im Frühjahr, wenn die Uhren nach vor gestellt werden (noch) und die Tage wieder länger werden, finden wir uns plötzlich mit der Tatsache konfrontiert, auch unter der Woche wieder mehr Zeit für Outdooraktivitäten zur Verfügung zu haben. Aus diesem Grund habe ich mich hingesetzt, meine Wander App gestartet und mich auf die Suche begeben. Auf die Suche nach Wanderungen die ich am Abend nach der Arbeit machen kann.
Ich habe für diese Abendrunden, wie ich sie nenne, gewisse Parameter gesetzt, oder wenn man will – Beschränkungen.
- Die Wanderung darf nicht weiter als 30 Minuten vom Arbeitsplatz oder vom Zuhause entfernt sein.
- Die Länge muss mindestens 3 und maximal 7 – 8 Kilometer betragen. (Leichte Abweichungen sind hier erlaubt)
- Die Dauer sollte 2 Stunden nicht übersteigen. Gemeint ist hier die reine Gehzeit.
Vor einem Jahr habe ich diese Abendrunden ausschließlich ohne Kamera unternommen. In diesem Jahr nutze ich diese Runden um auch die Kamera mitzunehmen und mich kreativ zu betätigen. Nicht jedes Mal, oft möchte ich einfach nur unterwegs sein, die Landschaft auf mich wirken lassen und mich nur auf das Gehen konzentrieren.
“Vielleicht glauben wir, dass Freude spontan entsteht. Doch Freude muss gepflegt und praktiziert werden, damit sie wachsen kann“ – Thích Nhất Hạnh
Aber es passierte, dass ich bei so einer Abendrunde traumhafte Konditionen vorgefunden habe. Aufziehende Gewitterwolken, oder ein Sturm der sich auflöste und einen herrlichen Himmel zurückließ, der mit voranschreitender Stunde Richtung Sonnenuntergang immer spektakulärer wurde. Hier habe ich mich öfters in den Hintern treten können, die Kamera nicht mitgenommen zu haben.
Aus diesem Grund entscheide ich aufgrund der Wettervorhersage, ob ich den Fotorucksack mitnehme oder nicht. Ist es den ganzen Tag sonnig und blauer Himmel, so riskiere ich schon mal, die Kamera zuhause zu lassen. Hängen aber ein paar Wolken am Himmel und ist die Aussicht, am Abend spannendes Licht zu bekommen groß, so lege ich den Fotorucksack vorsichtshalber schon mal in das Auto. Und wenn auch nichts fotografiert werden sollte und man den Rucksack umsonst herumschleppt, vergessen sie nie den Trainingseffekt. Alleine deswegen wäre es schon eine Überlegung wert, ob man ihn doch nicht immer mitnehmen sollte, um seinen Körper daran zu gewöhnen und für ein anstrengendes Wochenende gerüstet zu sein.
Also, versuche es selber einmal. such auf der Karte oder wie ich in einer Wander App, ob sich was interessantes in der Umgebung finden lässt und mach dich auf, auf deine erste Abendrunde.