Es gab eine Zeit, wo ich mit genauen Vorstellungen losgezogen bin, was ich an diesem Tag fotografieren oder nachhause kommen möchte. Ich habe alles geplant, die Location, die Uhrzeit, die Gehzeit, die Strecke, habe das Wetter studiert um zu wissen, ob es sich überhaupt auszahlt.
Vor ein paar Jahren habe ich diese Herangehensweise eingestellt. Natürlich schaue ich auf den Wetterbericht um zu wissen, wie sich das Wetter entwickelt und es Sinn macht, zu weiter entfernten Plätzen zu fahren. Ich schaue auf Google Maps und mach meine Recherchen wenn es sich um neue Plätze handelt, aber die meisten Plätze in meiner Heimat erkunde ich bei Wanderungen. Ich habe lediglich eine Agenda wo ich hin möchte und was es dort so zu fotografieren gibt, aber ich mache mir keine genauen Vorstellungen mehr was ich fotografieren möchte. Der Geist bleibt offen für alle Möglichkeiten an Motiven die einem über den weg laufen. Macht man sich mit einer bestimmten Bildidee auf den Weg, blendet man andere potentielle Motive aus und übersieht vielleicht so ein traumhaftes Bild.
Natürlich gibt es Situationen, wo Planung von Vorteil ist. Wie zum Beispiel beim fotografieren des Vollmondes. Hier macht es durchaus Sinn zu wissen, wo der Mond aufgeht. Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge machen mehr Sinn, wenn man weiss wo die Sonne auf oder untergeht und wie lange das Licht auf dem Motiv verweilt. Aber das sind Dinge, die hat man relativ schnell herausgefunden und wenn ich in meiner Heimat unterwegs bin, sehe ich mir die Bedingungen am liebsten vor Ort selber an, um mir ein Bild (Wortspiel beabsichtigt) zu machen.
Plant man eine Reise, ist dies natürlich eine andere Sache, aber das ist ein anderes Thema. Hier gehts darum, wenn ich am Wochenende losziehen möchte, dass ich mich nicht zu sehr einschränke und mit Entdeckergeist unterwegs bin. Sich von jedem Detail und sei es noch so klein, inspirieren lasse.
So geschah es an diesem Wochenende. Ich hatte den Samstag für mich und ich suchte mir eine schöne Wanderung die ich machen wollte. Kameraausrüstung im Gepäck. Ich entschied mich für die Zimitzalmrunde wo anscheinend auch ein Wasserfall versteckt sein sollte. Ich kannte diese Wanderung oberhalb des Grundlsees nicht, ich habe lediglich Bilder gesehen die bei der Wanderung in der Bergfex App abgebildet waren. Ich recherchierte auch nicht weiter und beschloss einfach loszuziehen und mich überraschen zu lassen, alles im Rucksack um zu fotografieren und ein Video zu produzieren.
Was ich fand, war ein herrlicher Wasserfall mit einigen Möglichkeiten Bilder zu bekommen. Es war eine Überraschung, so einen fotogenen Wasserfall zu entdecken. Man musste zwar den offiziellen Aussichtspunkt verlassen und den steilen Pfad hinunter ins Becken wagen, aber dieser rutschige Pfad war es allemal wert. Ich sah sofort meine ersten Bildkompositionen und ich musste mich etwas beeilen, denn die Sonne traf allmählich in der Schlucht ein und verursachte ein sehr hartes Licht, dass das fotografieren des Wasserfalles schwierig bis unmöglich machte.
Auf einer Felswand war wundervoll saftig grünes Moos, das von Wasserschnüren, Wasser, das wie in Schnüren durch und über das Moos läuft, durchzogen war.
Am Ende war ich froh, dass ich nicht mehr über diesen Platz wusste, die Entdeckung von diesem Wasserfall löste ein wahres Glücksgefühl aus. Hätte ich schon vorher gewusst was mich erwartet, wäre das Gefühl des Erlebens nur halb so schön gewesen.