Eigentlich, ist Wind ja eher ein Feind des Naturfotografen. Er bewegt die Blume, die Blätter oder die Äste in unserem Bildausschnitt und verhindert so ein scharfes und klares Bild.
Es gibt Methoden um dem entgegenzuwirken wie zum Beispiel ein Klammer die eine Blume festhält oder Zeit – Blending wo zwei Bilder mit unterschiedlicher Belichtungszeit zusammengefügt werden, eine Aufnahme mit hoher ISO um die Äste und Blätter einzufrieren und eine normale, lange Belichtungszeit für einen Wasserfall zum Beispiel.
Aber was, wenn wir uns dem Feind, dem Wind, ergeben, ja sogar verbünden? Was wäre, wenn wir ihn nutzen um Bilder zu kreieren, die die normale Sichtweise verändern?
An diesem Abend, auf meiner Abendrunde, nahm ich meine Fotoausrüstung mit, da sich einige Plätze auf dem Weg befinden, die äußerst interessant um diese Zeit aussahen. An einigen Stellen im Wald, ist der Waldboden mit hohem Gras bedeckt, es sieht aus wie ein riesiger Teppich. Ich dachte mir jedesmal, das hier ein Foto doch möglich sein müsste. Beim vorbeimarschieren sah es immer faszinierend aus. Leider herrschte an diesem Abend heftiger Wind und ich habe mich schon darauf eingestellt, keine Fotos zu bekommen. Ich wanderte im Wald herum und sah das herrliche Gras wie es sich im wind wie Wellen bewegte. Es sah herrlich aus. Da beschloss ich etwas zu tun, was ich eigentlich schon lange mal ausprobieren wollte.
Ich montierte auf mein 70-200er Objektiv einen 5-Stopp Graufilter. Ich versuchte nicht das Gras mit einer schnellen Belichtungszeit einzufrieren, nein, ich ging die entgegengesetzte Richtung. Ich versuchte, so lange wie möglich zu belichten in der Hoffnung, dass eine Langzeitbelichtung mir abstrakte und verträumte Bilder bescheren würde.
Mit einer Aufnahme war es nicht möglich ein ansprechendes Bild zu bekommen. Ich machte pro Motiv mehrere Bilder und behielt nur die, wo die Gräser im Rahmen harmonisch abgebildet sind. Kein Grasbüschel das aus der Reihe tanzt oder irgendwo eine leere Fläche zu sehen ist.